Test | Spyder3Elite – Bildschirmkalibrierung für professionelle Fotografen und Studios

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Sicherlich kennen viele Hobbyfotografen von euch auch das Problem, was mich ebenfalls schon des Öfteren ereilt hat. Mühevoll hat man seine Fotos am Rechner bearbeitet und bringt diese dann freudig zum entwickeln. Doch nach ein paar Tagen kommt dann die Überraschung. Die Farben wirken zu blass, zu dunkel, unnatürlich, bzw. einfach nicht so, wie man sie vorher am Rechner gesehen hat. Die Enttäuschung ist groß und man fragt sich, woran dies liegt. Bei der Druckerei ist das Problem meist nie zu suchen, da die Drucker mit Sicherheit optimal kalibriert sind. Vielmehr ist der eigene Monitor das Problem. Wenn man die Monitor in der Ausgangseinstellung vom Hersteller einfach in Betrieb genommen hat, ist dieser, gerade bei preiswerteren Display, meist schlecht kalibriert. Oft haben diese einen Blaustich, wie mir in der Testreihe an verschieden Monitoren aufgefallen ist. Manche sind aber auch sehr grell Konfiguriert, um dem Nutzer eine exzellente Farbwiedergabe vorzugaukeln. Jedoch verfälscht dies die Realität und sorgt für unechte Farben, die sich dann in der Fehlbearbeitung fortführen. Der ambitionierte Hobbyfotograf und schon recht der professionelle Fotograf möchte aber echte Farben an seinem Monitor haben, die dann auch im Ausdruck so aussehen. Und hier komm der von uns getestet Spyder3Elite nun ins Spiel.

Spyder3Elite

Mit dem Spyder3Elite lässt sich der Monitor so kalibrieren, dass er eine treue und echte Farbwiedergabe aufweist und die Farben nicht verfälscht darstellt. Damit bleibt letzten Endes auch die spätere Enttäuschung bei der Entwicklung aus. Wie sich der Spyder3Elite in der Praxis geschlagen hat erfahrt ihr im nun folgenden Bericht.

Einrichtung, Kalibrierung, Ergebnis
Bevor der Spyder3Elite in betrieb genommen werden kann, muss zunächst die Software installiert werden. Dies war jedoch in wenigen Minuten geschehen. Danach wird man durch einen Assistenten geführt, der auch für Laien sehr verständlich ist und nur wenig Know-how Voraussetzt. Für die Zielgruppe, für die der Elite entwickelt ist, dürften die Parameter jedoch alle verständlich sein. Für Heimanwender gibt es auch eine abgespeckte Variante die sich Express nennt.

Auflage auf dem Monitor

Sind alle Einstellungen soweit vorgenommen, startet auch schon der Kalibrierungsprozess. Hier muss man noch kurz am Monitor sitzen bleiben, da man am Anfang noch einmal die Helligkeit manuell nachregeln muss, um diese optimal an die Umgebungshelligkeit anzupassen. Danach kann man sich getrost zehn Minuten anderen Dingen widmen, bis das Prozedere Abgeschlossen ist. Zum Abschluss wird einem dann eine Testtafel gezeigt, wo man dann zwischen der alten und neuen Einstellung wechseln kann. Wow! Der Unterschied ist wirklich beeindruckend und zeigt die Schwachstellen der Werkskalibrierung auf. Das Bild hatte einen deutlichen Blaustich und war recht trüb und blass. Mit den neuen Einstellungen wird das Bild auch subjektiv wesentlich natürlicher und echter. Genial!

Auch kann man im Folgenden nun die Farbabdeckung des Monitors bspw. mit dem sRGB oder AdobeRGB Farbraum vergleichen. Dadurch lassen sich verschiedene Monitore in ihrer Farbqualität beurteilen und vergleichen. Auch erlaubt es die Elite Version, für verschiedene Monitore Farbprofile zu erstellen, was bspw. mit der Express Variante nicht möglich ist.

Im Folgenden kann man den Monitor zusätzlich noch weiter analysieren und beurteilen. So kann man sich die bspw. Helligkeitsverteilungen ausgeben lassen um die Homogenität der Ausleuchtung zu überprüfen oder aber bspw. die Leuchtstärke und der Kontrast bei verschiedenen Helligkeitsstufen. Man kann seinen Monitor also sehr präzise analysieren und die verschiedenen Parameter optimieren. Hier mal eine Auswertung vollständigen Analyse vom Dell UltraSharp U2412M.

Erweiterte Analyse

Ich für meinen Teil bin recht angetan von dem Spyder3Elite und finde die Optimierung sehr gelungen. Auch ein Ausdruck zeigte mir, dass ich nun wesentlich näher am Ausdruck bin. Das Bearbeiten der Bilder am PC macht wieder Spaß und der Frust gehört den Sorgen von gestern an. Für ganz Professionelle, die ihre Bilder auch selber Drucken, gibt es noch eine Spyder3Studio SR Variante, mit der sich auch Druckerprofile erstellen lassen.

Aber
Wo Licht ist, da ist sicherlich auch immer Schatten. Und so hat auch der Spyder3 ein paar Nachteile. Zunächst ist einmal die Kalibrierung, die sich ja Anfangs nach der Umgebungshelligkeit ausrichtet. Diese schwankt bei mir im Büro jedoch tagsüber von sehr schwach bis sehr stark. Somit passt also die eingestellte Helligkeit des Monitor mit der Umgebungshelligkeit nicht überein. Hat man den Spyder3 also bei sehr stark konfiguriert und sitzt dann abends in einem dunklen Raum ist das sehr belastend für die Augen und auch anders herum. Entweder empfiehlt es sich hier durch Maßnahmen die Beleuchtung im Raum konstant zu halten oder den Monitor einfach bei mittlerer Helligkeit zu konfigurieren. Dieser Kompromiss hat sich für mich als akzeptabel erwiesen und funktioniert sehr gut.

Ständige Umgebungslichtmessung

Zusätzlich muss man natürlich beachten, dass die Bilder nur auf seinem eigenen Monitor so gut aussehen. Schickt man ein Bild jetzt bspw. einem Freund oder lädt es auf Flickr hoch mögen andere sagen, dass es nicht gut bearbeitet ist, da sie die Farben anders sehen. Dies ist zwar kein Problem des Spyders, sollte aber dennoch beachtet werden.

Ebenfalls kann der Spyder nun auch aus einem Trabi mit neuem Farbanstrich keinen Porsche machen. Soll heißen: Wer einen Monitor für 100 Euro hat, kann sicherlich auch die Farbdarstellung merklich verbessern, aber die Abbildungsqualität eines TN Panels wird dadurch auch nicht besser bzw. der Farbraum bleibt beschränkt. Ein IPS Panel mit 8bit Farbverarbeitung wird hier natürlich immer deutlich mehr von profitieren und die Farben besser darstellen, weil er einfach eine größere Bandbreite darstellen kann. So kann es bspw. auch sein, dass, wenn sie verschiedene Monitore nebeneinander stellen, diese unterschiedlich aussehen bzw. mehr Details zeigen. Ich hatte mir mal drei verschiedene IPS Monitore nebeneinander gestellt auf denen jedoch subjektiv betrachtet fast das identische Bild gezeigt wurde. Habe ich dies dann jedoch mit einem TN Panel verglichen, zeigen sich schon Unterschiede. Also an dieser Stelle nicht überrascht sein.

Letzter Kritikpunkt ist die Anbringung des Spyder. Dieser muss ja für die Kalibrierung auf den Monitor aufgelegt werden. Beim Röhrengerät kann man den Spyder ganz einfach mit einem Saugnapf auf der Scheibe befestigen. Dies sollte man beim LCD jedoch nicht tun. Um ihn zu positionieren ist ein Gegengewicht am Kabel befestigt, das zum ausbalancieren dient. Dies funktioniert aber mehr schlecht als recht, da sich das Gewicht nur schwerlich auf dem Kabel bewegen lässt und man Angst hat das Kabel zu beschädigen. Mein Monitore ließen sich alle nach hinten neigen, sodass der Spyder dann auch von alleine hielt. Geht das nicht, sollte man vielleicht mit etwas Tesa nachhelfen und das über die gesamte Fläche spannen, damit der Spyder wirklich plan aufliegt. Denn sonst gibt es Fehlmessungen!

Gegengewicht lässt sich auf dem Kabel verschieben

iPad
Zum Ende des Tests hatte ich noch registriert, dass es auch eine iPad Anwendung namens Spyder Gallery gibt. Hierzu installiert man eine Art Serveranwendung auf dem Laptop und die App auf dem iPad. Danach kann man auch hier eine Farbkalibrierung durchführen, die sich allerdings dann nur, wie der Name schon sagt, auf die Fotogalerie beschränkt. Jedoch muss ich sagen, dass der Effekt hier nicht so krass und stark war wie auf dem Monitor, eine Verbesserung ist aber dennoch sichtbar. Jedoch scheint das iPad von seiner Farbkalibrierung von Haus aus schon sehr gut zu sein.

Fazit
Der Spyder3Elite ist für mich ein unverzichtbares Tool geworden und hat meinen Workfow sichtlich verbessert und frustfreier gestaltet. Wer ernsthaft Bildbearbeitung und Fotografie sein Hobby und erst recht seine Arbeit nennt, der sollte auf keinen Fall auf eine Hardwarekalibrierung verzichten, sofern er eine preislich einen nicht allzu teuren Monitor besitzt. Ein NEC oder Eizo Refernezmonitor für über 1000 Euro muss sicherlich nicht mehr kalibriert werden, denn dieser ist von Haus aus schon perfekt abgestimmt. Aber wer ein Consumer IPS Display für 300-400 Euro besitzt, für den ist der Spyder3Elite mit einem Preis von gerade einmal 160 Euro (Amazon, Stand 23.12.11) sicherlich sehr attraktiv und lohnenswert. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Empfehlung.

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3 comments

  1. Thomas 21 April, 2014 at 10:18 Reply

    Sehr schöner Bericht. Ich kann dir da nur beipflichten. Für meine tägliche Arbeit habe ich auch eine entsprechende Kalibrirung benötigt. Ich habe allerdings 2013 den Nachfolger Spyder4 Pro bestellt und bin damit voll zufrieden.

    Das Problem mit den Lichtverhältnissen hat man aber ohne Kalibrierung auch und lässt sich nicht anderst händeln. Aber das ist nicht weiter schlimm. Für mich war die Provariante interessant, weil sie mehrere Monitore an einem PC einmessen konnte.

    Einen kleinen Test zum Spyder4 habe ich dazu auf meinem Blog verfasst.

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